Friday, October 21, 2005

Abgabe der 1. Arbeit beim Richter

Am Dienstag war es also soweit: Ich musste meine 1. Arbeit (Relation) beim Richter abgeben.

Als ich vormittags bei Gericht auftauchte, war mein Richter natürlich nicht in seinem Zimmer.So lief ich erstmal 15 Min. durch das Gerichtsgebäude bis ich endlich die Geschäftsstelle meines Richters gefunden hatte. Der Nachteil, wenn man an einem großen Gericht sein Ref. macht - sowas von unübersichtlich alles.Dort gab ich jedenfalls die Relation ab und fragte nach den Akten, die ich für Donnerstag schonmal lesen sollte. Mein Richter hatte mir nämlich, vor seinem Urlaub, gesagt, dass ich die Akten für die Sitzung am Donnerstag schonmal durchlesen sollte, damit ich weiß, worum es geht und nicht in der Verhandlung sitze und keinen Plan von Nichts habe.
Es stellte sich aber heraus, dass die Sitzung von Donnerstag auf nächste Woche verschoben worden war, so dass ich nach knapp 30 Min. schon wieder aus dem Gerichtsbäude war und für die 1. Klausur am Mittwoch lernen konnte.Jedoch war ich sowas von unmotiviert, weil ich das Gefühl hatte, dass ich materiell-rechtlich eh nichts Lernen konnte und so Dinge wie, "wie baue ich Tatbestand oder Rubrum eines Urteils auf", die kann man irgendwann auch, ohne sie extra lernen zu müssen.So verbrachte ich den ganzen Nachmittag zwar vor, aber nicht mit den Büchern, sondern mit meinem Telefon und rief alle möglichen Leute an, damit sie mich vom Lernen abhalten!
An dieser Stelle nochmal zum Thema "materielles Recht": Ich merkte zum 1. Mal, dass man während des Refs. (trotz relativ viel Freizeit am Anfang) kaum dazu kommt, das materielle Recht zu wiederholen bzw. (erst recht nicht) "Lücken" im materiellen Recht zu schließen.Ich denke daher, dass die Aussage, dass man im 2. Examen (fast) immer dieselbe Note macht, die man auch im 1. Examen hatte, aus dieser Situation ergibt.Im Grunde ist der Stoff, der neu dazukommt, nicht soo viel und auch das materielle Recht wird dadurch vereinfacht, dass man kaum noch irgendwelche Meinungsstreitigkeiten können muss (man folgt halt immer dem BGH) und dass man Kommentare benutzen kann, aber wem die Grundlage bzw. das Grundverständnis und die Grundstrukturen des materiellen Rechts fehlt, wird es im Ref. bzw. im 2. Examen schwer haben; denn Zeit das, was man zum 1. Examen nicht konnte, sich zu erarbeiten, gibt es nicht!Vielleicht sollte das auch eine Überlegung für das 1. Examen sein: Lieber den Freischuss sausen lassen und gründlich vorbereitet ins 1. Examen als mit einem Halbwissen ins Ref.! Jedenfalls ist ein solides Wissen aus dem 1. Examen im Ref. gold wert!
Zwischendurch versuchte ich noch die ganze Zeit meinen Richter zu erreichen, um zu wissen, wann ich das nächste Mal wieder kommen sollte, aber ich erreichte ihn nicht! Das ist wohl das Kreuz des Referendars: Man muss hinterhertelefonieren, um zu erfahren, wann man wieder "arbeiten" muss.
Ach ja, gestern erreichte ich dann endlich meinen Richter: Ich muss erst nächsten Dienstag wieder hin und er sagte mir noch, dass er noch nicht in meine Arbeit reingeschaut hat (ist wahrscheinlich auch besser so:-)